Mittwoch, 20. März 2013

11 MM FUSSBALLFILMFEST

Das Logo zum 10. Fest.
Ich war die letzten Tage wieder mehrfach auf dem 11 mm Fußballfilmfest im Berliner Kino Babylon. In diesem Jahr feierte das Festival zehnjähriges Bestehen. Herzlichen Glückwunsch!

Das war aber wohl auch der Grund, warum ich heuer etwas enttäuscht war. Die meisten interessant klingenden Filme im Programm kannte ich schon. Entweder liefen sie bereits im Fernsehen und wurden auf dem Festival nur zweitvermarktet oder sie waren in den vergangenen Jahren bereits vertreten.


Besonders enttäuschend fand ich die erstmals ausgelobte Kurzfilm-Sektion des Festivals, die Shortkicks. Wirkliche Fußballfilme waren unter den sechs gezeigten Streifen keine. Mit zwei Tagen Abstand kann ich mich kaum noch an sie erinnern. Entweder haben die Macher im Vorfeld die falschen Filme ausgesucht oder es gibt einfach wenig mitreißende Kurzfilme über Fußball. Beim Internationalen Kurzfilmfestival interfilm an gleicher Stelle gibt es jedes Jahr saukomische oder herzergreifende cineastische Zuckerstückchen zuhauf. Leider überhaupt nicht mit dem gebotenen Programm am Montagabend zu vergleichen.


Das brachte mich schnell auf eine grundsätzliche Frage: Gibt es überhaupt gute Fußballfilme? Klar, wunderbare Dokumentationen fallen mir sofort ein: „Mehmet Scholl – Frei:Gespielt“, „The Two Escobars, „Referees at Work“, „Tom meets Zizou – Kein Sommermärchen“ oder auch „Hoffenheim – Das Leben ist kein Heimspiel“. Aber Spielfilme?


In neun der vergangenen zehn Jahre hatte eine Dokumentation den wettbewerbsinternen 11-mm-Zuschauerpreis gewonnen. Vielleicht sollten die 11-mm-Macher dies zum Anlass nehmen und sich mehr auf dieses Segment konzentrieren. Ich schaue lieber eine gelungene Dokumentation über Hintergründe im Fußball-Business oder Fußball als Friedensbotschafter zwischen verfeindeten Kulturen, als fünf billig produzierte Romanverfilmungen.


Das 10-Jahre-Jubiläum nahmen die Festivalmacher übrigens zum Anlass, die besten Fußballfilme aller Zeiten zu küren. In der Doku-Sparte setzte sich „Maradona par Kusturica“ von Emir Kusturica (Spanien, 2008) durch. Bester Fußball-Spielfilm aller Zeiten wurde mit „Fimpen, der Knirps“ von Bo Widerberg (Schweden, 1973) ein Film, in dem fast alle Protagonisten sich selbst spielen. Mehr Doku in einem Spielfilm geht kaum.

Es gibt tolle Liebesschnulzen, spannende Actionblockbuster, lehrreiche Börsenfilme, grandiose Animes, sogar gute Kriegsfilme oder faszinierende Scheidungsdramen – aber keinen Fußballfilm, den ich mir auf eine einsame Insel mitnehmen würde.


Woran liegt es? Die einzige Idee, die mir kam, hat gewissermaßen sogar Charme. Vielleicht ist dieser Sport so grandios, dass er gar nicht auf Zelluloid zu bannen ist. Hochkochende Emotionen, extreme Zufälle und Schicksale, die nur der Fußball schreibt – sind die für normales Kino zu groß? Hätte eine ausgedachte Geschichte wie die 4-Minuten-Meisterschaft von Schalke 04 im Jahr 2001 bei einem Regisseur oder einem Filmstudio überhaupt eine Chance oder hätte man sie als vollkommen unrealistisch abgelehnt?


Aus meiner Sicht: Fußball versus Film, eins zu null.


tl;dr: Etwas enttäuschend war das 11 mm Fußballfilmfest in diesem Jahr. Liegt es daran, dass es keine guten Fußballfilme gibt?


1 Kommentar:

  1. Das Team von 11 mm hat bei Facebook auf meine Kritik geantwortet. Das will ich euch nicht vorenthalten.

    "Lieber Johannes Eydinger.
    Wir freuen uns natürlich mehr über positives Feedback, aber auch Kritik hilft uns für die nächsten Jahre weiter. Allerdings möchten wir darauf hinweisen, dass 11mm shortkicks seit 2007 fest im Programm des Festivals sind - also keineswegs zum ersten Mal. Und viele Zuschauer, die auch dieses Jahr zur Kurzfilm-Gala gekommen sind, kommen immer wieder. Also, wir glauben, es gibt gute Fußballkurzfilme. Schade, dass wir Ihren Geschmack nicht getroffen haben.
    Und anlässlich des 10jährigen Jubiläums haben wir uns 2 Best-of-Reihen gegönnt: die besten Fußballfilme aller Zeiten, die wir zum Großteil in den letzten neun Jahren gezeigt haben. Liegt also in der Natur einer Retrospektive, dass darunter keine Uraufführungen waren. Dass zum Beispiel der Gewinnerfilm "Maradona par Kusturica" bei beiden Screenings ausverkauft war, zeigt, dass viele Fußballfilmfans diese Produktionen gerne wieder gesehen haben.
    Dazu haben wir 15 Deutschland-Premieren bei den Langfilmen und 10 bei den Kurzfilmen im Programm gehabt.
    Für uns eine gelungene Mischung.
    Wir würden uns freuen, wenn Sie im nächsten Jahr einen neuen Blick wagen würden

    Mit freundlichen Grüssen
    Das Team des 11mm Fußballfilmfestival"

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