Donnerstag, 2. August 2012

LONDON 2012 

An den ersten beiden Wettkampftagen gingen die deutschen Sportler bei den Olympischen Sommerspielen bekanntlich leer aus. Erst am dritten Tag konnten sich alle über Silber für Britta Heidemann im Degenfechten freuen (Video).


Michael Jung sollte sich für sein
Doppel-Gold eigentlich schämen.
Alle? Was machen eigentlich diejenigen, die die deutsche Olympiamannschaft nach zwei Tagen in Sack und Asche schrieben oder redeten?

Es gab da zwei Fraktionen. Die einen unkten in „Bild“-Manier, die Deutschen hätten’s einfach nicht (mehr) drauf. Über diejenigen sind schon genug Worte gefallen.

Die anderen aber regten sich über das Medaillenzählen allgemein auf. Tenor: Das ist Olympia. Wir dürfen nicht nur auf Medaillen schauen. Dabei sein ist alles.

Die zweite Meinung ist – mit Verlaub – totaler Shit. Natürlich geht’s bei Olympia in erster Linie ums Gewinnen. (Wer nicht gewinnen will, wird gerechterweise ausgeschlossen).

Vielleicht ist das der fundamentale Unterschied von Leistungs- und Freizeitsport. Leistungssport ist nun einmal Kräftemessen mit einem klar messbaren Ziel: Wer weiter springt oder wirft, wer schneller schwimmt oder läuft, wer höher hüpft oder schöner fliegt, wer mehr trifft oder sicherer verwandelt, ist der Champion.

Wer dies nicht anerkennt, respektiert im Übrigen nicht die Sportler. Die haben sich teilweise Jahre auf den Höhepunkt ihres (Sportler-)Lebens vorbereitet. Und nicht nur, um schöne Erinnerungsfotos bei der Eröffnungsfeier aus dem Innenraum des Olympiastadions zu schießen. Auch der krasseste Außenseiter unter den Athleten glaubt übrigens an seine 0,00001-Prozent-Gewinnchance.

Wie sollten denn Olympische Spiele sonst aussehen? Versuchen wir die Medien zu zwingen, keinen Medaillenspiegel zu erstellen? Sollte man überhaupt auf die Medaillen, das Siegertreppchen und die Nationalhymnen verzichten? Lieber keine Interviews mehr mit dem Gewinner sondern Fragen an den Siebentplatzierten: Herzlichen Glückwunsch zu diesem fantastischen siebenten Platz! Wann haben Sie gewusst, hier könnte heute der Triumph herausspringen? Oder am besten gleich alle Zeit- und Entfernungsmesser radikal vernichten?

Beim Sport geht’s um Leistung, Leistung, Leistung. Komisch, dass unsere – in vielen Bereichen zu Recht kritisierte – Leistungsgesellschaft ausgerechnet hier das infrage stellt.

Wer Sport im Fernsehen oder Internet schaut und behauptet, es sei ihm völlig egal wer gewinnt, war und wird mir immer suspekt sein.


tl;drDabeisein ist alles. Sagen die einen. Ich sage: Es geht ums Gewinnen. Warum das Medaillenzählen zu Olympia gehört.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen